The Sound And Space Project

Sound & Space.

About Earth. (And Beyond.)

– Versuch einer subjektiven „Vermessung“ von Universen –

Ein Projekt von Luka*s Friedland

Text: Luka*s Friedland

Musik/Sound/Klang:

Luka*s Friedland

Benedikt Stamm

Christine Louise Rey Rolle

Emma Joerges

Ernad Bradaric

half of a rainbow

Jannis Weu & Daniel Maier

kkoki

Keanu Fresen

lummm

Mara Bubel

MXRCHRT

Rudi Nuss

Sven Spaltner

Für Menschen mit Agoraphobie

Für in der eurozentrischen Geschichtsschreibung verlorengegangene Leben

Für fellow autistic people, weil uns neurotypicals unsere Zukunft niemals wegnehmen können

Once you’ve read the dictionary, every other book is just a remix.“ – Quelle: Internet

Vor uns

und hinter uns

das Universum.

.

.

.

suddenly i’m falling

i’m falling upright

i was falling and twisting

i’m falling upright

slow twist head over feet

stretching out

increasing in speed

mouth open wide but no sound

it’s in space

a complete feeling of space and nothingness

nothingness

started off by floating

[…]

somehow i started to accelerate

gathered speed

and i’ve accelerated more and more and more

[…]

accelerating all the time and increasing in speed

tumbling and falling, no more floating at all

just tumbling and falling and accelerating all the time, faster and

faster

i felt as if i was falling forever

not quickly

but i am definitely going down down down i know that nothing

nothing can stop me

[…]

i know this is the end and i’ve finished

i’m just sinking and sinking into this great black void

[…]

aus: „Falling“ von Delia Derbyshire, 1964

PRÄMISSEN.

dieses stück ist nicht denkbar ohne ein positionsbewusstsein.

ich habe diesen text geschrieben und den soundtrack dazu erstellt, erstellen lassen oder andersherum in der festen überzeugung, das mit einem postkolonialen wollen zu tun. ich bin eine weiße*, neuroqueere, autistic trans* person u.a. wir dürfen jedoch die dekolonialisierung nicht den betroffenen bi_poc personen auftragen, weil es eine gesamtmenschliche verantwortung ist, ohne sich dabei aber in eine art white savior position zu begeben. ich hatte die vision von diesem text vor mehr als 2 jahren, als ich noch nicht mit postkolonialer theorie in verbindung war. im prozess hat sich also die aushandlung noch einmal verändert und es ist mir wichtig zu betonen, dass dieses projekt stets versucht, reenactments der historie und von rassist*ischen zuschreibungen zu vermeiden. ich möchte das auch nicht in einer adaption dieses textes haben. ich bitte darum. und weiß auch darum, dass sich wissen noch verschieben wird und dass sich kontinuitäten des kolonialen sicher auch hier eingeschlichen haben. es ist daher genauso aufgabe der theaterschaffenden, filmenden, animierenden, adaptierenden, whoever, jene ausfindig zu machen, zu problematisieren und zu überschreiben bzw. weiterzuschreiben, zu kommentieren, anzumerken u.s.w. ähnliches gilt im übrigen ebenso für queer*- und trans*feind*lichkeiten, für ableismen, klassismen und die -ismen, die ich hier vergesse. nur weil ich meine, dort ein besseres bewusstsein zu haben, stimmt das ganz sicherlich nicht.

dieser text ist zunächst gedacht für ein stadttheater und damit auch für die geldmittel von stadttheater, so wie ich jeden text erst einmal so denke, als würde geld keine so große rolle spielen wie in „kleineren“ theaterkontexten. ich mag seit jeher das opulente daran und die möglichkeiten, die es mehr hat, in dialog zu treten mit technologien, räumen und bildern. vielleicht auch weil ich bei text den raum mitdenke und nicht text als text. ich bin keine person für direkte nachinszenierungen eines textes, weil es den text in dieser länge, diesen worten und diesen energien u.a. ja bereits gibt. (aber hier geht es nicht um mich, bin nur gerade so im essay-modus.)

was fordere ich also? ich fordere, dass eine adaption dieses projektes gebärdensprachen mitdenkt, untertitel mitdenkt. dafür seien auch entsprechende erfahrungsexpert*innen miteinbezogen und entsprechende schauspielende besetzt, was eh für alles gelten sollte, im besonderen wenn geld zur verfügung steht und es nicht nur als kleines projekt gedacht wird, wie in meinem falle, dass dann nur einfach irgendwie immer größer und komplexer wird. dieses projekt kann erst im zusammenspiel mit dem raum und mit anderen, die daran arbeiten, funktionieren. ich bitte alle beteiligten, dies ernst zu nehmen.

ich möchte eigentlich nicht vom weißen* alten „mann*“ sprechen. zum einen ist der sowieso abgemeldet lol. aber vor allem deshalb nicht, weil es erstens immer (oder: momentan noch) eine ablehnende gegenreaktion verursacht (we should overcome this one), ich zweitens „mann*“ wie „frau*“ für eine gesellschaftlich konstruierte kategorie halte, die abzulehnen ist, und ich mich drittens generalisierendem ageism schuldig mache, die alterskategorie dort mit einzubeziehen – obwohl etwas anderes gemeint ist und es auf ein mindset abzielt, das über einen langen zeitraum hinweg junge menschen erniedigt und ihnen die denkfähigkeit abgesprochen hat. das ding ist trotzdem, dass „wir“ auch einmal alt sein werden und ich coole menschen kenne, die dann später weiße* alte cis „männer*“ sein werden. aber auf die trifft das dann wohl nicht zu und das bild „weißer alter mann“ meint eine ganz bestimmte generation. ich hoffe noch immer, dass jetzt junge menschen (oder eben genauer: weiße* cis „männer*“) im alter progressiver sind und finally eben intersektional etc. sein, denken und handeln werden, mit einem bewusstsein für ihre privilegien.

jedenfalls: „alter weißer mann“, bezogen auf eine entsprechend höchstprivilegierte person in machtposition, du bist abgemeldet. ich möchte ausdrücklich nicht, dass du diesen text adaptierst. dieser text ist denjenigen gewidmet, die sich in intersektionalen verstrickungen befinden. es ist mir wichtig, das gerade bei diesem projekt hier voranzustellen, gilt aber auch für alle anderen meiner projekte. ich fordere also, dass die auftretenden instanzen/figuren/entitäten/konzepte etc. dieses stückes von/mit anderen (mehrfach) marginalisierten menschen besetzt werden und auch in der produktionsleitung/organisation/weiteren musik u.s.w. im idealfall rendert sich diese forderung unsinnig in der (fernen?) zukunft, weil es einfach nicht mehr erforderlich sein wird oder es bessere diskursebenen gibt. aber bis dahin ist sie mir wichtig.

es soll keine stringenz geben in sound, musik, klang – das projekt will diese verschiedenheit, diese vielstimmigkeit.

karl kraus (und es ist sicher seltsam einen weißen* „mann*“ zu zitieren, aber wir kommen aus diesen widersprüchen wohl einfach alle nicht raus, mag das zitat halt) hatte die letzten tage der menschheit „einem marstheater zugedacht“. ich fand diese beschreibung sehr schön, nicht nur wegen des mars vielleicht. vielleicht ist lotz‘ (auch wieder so 1 dude) konzept des unmöglichen theaters eine erweiterung dessen. ich fordere jedenfalls, dass keinerlei menschen bis zu ihrer entstehung die bühne betreten sollen. das stück ist modular angelegt und beliebig erweiterbar, weder ein abgeschlossener text- noch soundkorpus – ich bitte auch darum, dies zu tun. es soll überschrieben und mit eben allem gefüllt werden. es soll sich ausdehnen, bis in alle ewigkeit, wie die universen, die es beschreibt.

~ luka*s friedland, 25. november 2020

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